Wahrscheinlich liest du diesen Text gerade auf deinem Smartphone. Wenn dies nicht der Fall ist, befindet sich dein Telefon wahrscheinlich in Griffweite. In den letzten zehn Jahren haben wir Smartphones mit offenen Armen in unser Leben aufgenommen. Von der reflexartigen Suche auf Facebook bis hin zum Googeln des Namens des Liedes im Radio haben sich die Smartphones in unser tägliches Leben integriert.
Bei so vielen Informationen, die uns zur Verfügung stehen, kann es schwierig sein, den “Stecker” zu ziehen – so sehr, dass nicht nur viele von uns sich unwohl fühlen, wenn sie für einige Stunden ohne Telefon sind, sondern einige von uns haben sogar eine Sucht nach ihren Smartphones entwickelt. Und diese Sucht verheißt nichts Gutes für unsere psychische und geistige Gesundheit.
Smartphone-Sucht & Geistige Gesundheit
Eine in Korea durchgeführte Studie verglich Smartphone-abhängige Jugendliche mit nicht süchtigen Teenagern. Die süchtigen Teenager schnitten bei Angst, Depression, Schlaflosigkeit und Impulsivität wesentlich schlechter ab als ihre Altersgenossen.
Andere Studien haben einen Zusammenhang zwischen exzessiver Smartphone-Nutzung und einem beeinträchtigten Erinnerungsvermögen, einem Mangel an kreativem Denken und einer verringerten Aufmerksamkeitsspanne festgestellt. Darüber hinaus wird nicht nur unsere geistige Gesundheit durch die Nutzung von Smartphones und des Internets beeinträchtigt, sondern diese erste Studie deutet auch darauf hin, dass sie tatsächlich die Struktur unseres Gehirns beeinflussen kann.
Physiologische Auswirkungen auf das Gehirn
Die koreanische Forschung fand heraus, dass die süchtigen Teenager in ihrer Studie signifikant höhere Werte von GABA (ein Neurotransmitter, der Neuronen blockiert) aufwiesen als eine andere Art von Neurotransmitter, der das Gehirn mit Energie versorgt. Im Vergleich zu anderen Arten der Sucht, wie Alkohol, Drogen und Glücksspiel, ist dies eine auffällige Ähnlichkeit. Dieses Ungleichgewicht kann Angst- und Panikgefühle auslösen, wenn die Sucht nicht befriedigt wird, und trägt auch zu mangelnder Aufmerksamkeit und Kontrolle bei.
Darüber hinaus fand eine andere Studie heraus, dass Menschen, die häufig mehrere Medien gleichzeitig nutzen (chronische Multitasker), dazu neigen, eine weniger ausgeprägte graue Substanz innerhalb des Gehirns zu besitzen. Diese ist sowohl für die Motorik als auch für die Sensibilität der Nervenzellen verantwortlich. Diese Ergebnisse mögen zwar düster sein, aber es gibt auch gute Nachrichten. Zwölf der Teenager, die an einer Smartphone-Sucht litten, unterzogen sich einer kognitiven Verhaltenstherapie. Nach neun Wochen Therapie normalisierten sich ihre GABA-Werte. Der Befund, dass diese negativen Veränderungen im Gehirn reversibel sind, lässt viele Forscher hoffen. Aber der beste Weg, die Smartphone-Sucht zu bekämpfen, ist der Versuch, sie von vornherein zu verhindern.
Smartphone-Sucht vorbeugen
Versucht, “kein Handy” während bestimmter Tageszeiten einzurichten. Dies könnte während der Mahlzeiten oder während Zeit mit der Familie sein. Geh einen Schritt weiter und lösch die Apps von deinem Handy, die du als deine größten Zeitverschwender siehst. Versuch auch, ein Zeitlimit für die Zeit am Handy festzulegen. Gib dir zu bestimmten Tageszeiten 15-Minuten-Intervalle, um sich selbst zu verwöhnen – aber wenn die Zeit abgelaufen ist, bist du fertig.
Hilf deinen Schlaf zu verbessern, indem du dem Drang widerstehst, vor dem Schlafengehen nochmal aufs Handy zu gucken. Das blaue Licht, das von Handybildschirmen ausgestrahlt wird, kann deinen Tagesrhythmus durcheinanderbringen. Such dir in deiner neuen Freizeit ein neues, gesundes Hobby wie Meditation oder Sport. Es hat sich gezeigt, dass Meditation die kognitive Leistungsfähigkeit erhöht und Angstgefühle verringert.
Quellen
LaMotte, Sandee. (2017, December 1). “Smartphone Addiction Could be Changing Your Brain.” Retrieved from https://www.cnn.com/2017/11/30/health/smartphone-addiction-study/index.html
Radiological Society of North America. (2017, November 30). Smartphone addiction creates imbalance in brain, study suggests. ScienceDaily. Retrieved August 3, 2018 from www.sciencedaily.com/releases/2017/11/171130090041.htm