Selbsthypnose: Kann man sich selbst hypnotisieren?

18. August 2020 Lesezeit: 6 Minuten von Niels

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Selbsthypnose: Kann man sich selbst hypnotisieren?
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Selbsthypnose erzeugt einen Zustand extremer Entspannung und erhöhter Beeinflussbarkeit bei der Behandlung einer Vielzahl geistiger und körperlicher Beschwerden. Lies weiter um heraus zu finde, wie sie auch dir helfen kann.

Das Wort Hypnose beschwört in unseren Köpfen Bilder von schwingenden Pendeln. Aber Hypnose ist viel mehr als ein unterhaltsamer Zaubertrick. Denn tatsächlich ist sie eine medizinisch anerkannte Technik, die angeborene, mentale Kräfte nutzt, um Geist und Körper auf alle möglichen Weisen zu stärken und zu fördern.

selbsthypnose

Eine Vielzahl von Fachleuten des Gesundheitswesens ist in Hypnotherapie ausgebildet – Ärzte, Krankenschwestern, Psychotherapeuten, Zahnärzte und Chiropraktiker. Bei der Selbsthypnose wiederum bist du nicht darauf angewiesen, dass jemand anders dich in diesen kraftvollen Geisteszustand versetzt.

Werfen wir einen Blick darauf, wie Hypnose und Selbsthypnose funktionieren, wie du sie einsetzen kannst, um deinen Geist und deine mentale Gesundheit zu fördern, und wie du dich nach Belieben in einen hypnotischen Bewusstseinszustand versetzen kannst.

 

Wie funktioniert Hypnose (und Selbsthypnose)?

Hypnose ist ein tranceähnlicher Zustand, der sich durch einen extremen Entspannungszustand, erhöhte Beeinflussbarkeit und gesteigerte Vorstellungskraft auszeichnet. Wie Hypnose wirklich funktioniert, ist nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige, vorherrschende Theorien. Möglicherweise funktioniert Hypnose dadurch, dass elektrische Muster der Gehirnfunktion, die als Gehirnwellen bekannt sind, verändert werden.

Mithilfe von Elektroenzephalographen (EEGs) wurden messbare Veränderungen der Gehirnwellenmuster festgestellt. (1) Während der Hypnose befindet man sich im Theta-Gehirnwellen-Zustand – dem gleichen Zustand, den man während Tagträumen, tiefer Meditation und leichten Schlafes erlebt.

Eine andere Theorie besagt, dass das Bewusstsein im Hypnosezustand in den Schatten des Unterbewusstseins tritt. So wird es dir oder deinem Therapeuten ermöglicht, direkt mit dem Unterbewusstsein zu arbeiten. Außerdem wurde festgestellt, dass unter Hypnose die Aktivität in der linken Gehirnhälfte abnimmt, während die Aktivität in der rechten Gehirnhälfte wächst.

Obwohl die Dominanztheorie der linken und rechten Gehirnhälfte widerlegt wurde, kann Hypnose also die Art und Weise verändern, wie die beiden Gehirnhälften miteinander kommunizieren. (2)

 

Was ist Selbsthypnose?

Hypnose war ursprünglich als Mesmerismus bekannt, wie in dem englischen Wort „mesmerize“ (dt.: „hypnotisieren“). Wenn du schon einmal von einem knisternden Feuer, Meereswellen oder Wasserkräuseln in einem Teich gebannt oder hingerissen warst, hast du Selbsthypnose erlebt. Dabei hast du dich tiefenentspannt gefühlt, gedankenverloren und warst dir dem Rest der Welt für einen Moment nicht bewusst.  Selbsthypnose geschieht dann, wenn man sich absichtlich ohne die Hilfe eines Hypnotherapeuten in diesen Zustand versetzen.

 

Jede Hypnose ist Selbst-Hypnose

In gewisser Weise ist der Begriff Selbsthypnose überflüssig, da in der Tat jede Hypnose selbstinduziert ist. Dr. Milton Erickson, der weithin als „Vater der Hypnose“ gilt, betrachtete die gesamte Hypnose als Selbsthypnose. (3) Anders als in Filmen, in denen der Bösewicht seine Opfer hypnotisiert, damit sie Dinge tut, die sie normalerweise nie tun würde, kann dich in der Realität niemand hypnotisieren, wenn du nicht bereit dazu bist.

Ein Hypnotiseur oder Hypnotherapeut erleichtert den Prozess lediglich. Aber du bist voll und ganz in der Lage, den gleichen Zustand aus eigener Kraft zu erreichen. Die meisten Menschen hypnotisieren sich versehentlich mehrmals am Tag selbst. Viele von uns sind schon in einem hypnotischen Zustand Auto gefahren!

Die sog. „Autobahntrance“ tritt auf, wenn du plötzlich schon viel weiter auf deiner Strecke fortgeschritten bist, ohne dich an die dazwischen liegenden Kilometer zu erinnern. Das ist nicht so beängstigend, wie es sich anhört, da du mehr oder weniger auf Autopilot gefahren bist und dein Unterbewusstsein ein ziemlich guter Fahrer ist.

 

Keine Sorge, du hast alles unter Kontrolle

Ein hartnäckiger Mythos über Hypnose ist, dass man die Kontrolle über sich selbst verliert – dass man dazu gebracht werden kann, Dinge zu tun, die man nicht tun will, oder dass man in einer Trance feststecken kann, ohne die Mittel, aus diesem Zustand auszubrechen.

Ein treffender Vergleich zur Hypnose ist das Gefühl, in einem guten Buch oder Film vertieft zu sein. Man ist so konzentriert, dass man seine Umgebung kaum noch wahrnimmt, aber dabei keineswegs die Kontrolle über sich selbst verliert. Und du kannst jederzeit leicht wieder in die Realität zurückkehren.

 

Die vielen erwiesenen Vorteile der Hypnose

Hypnose ist seit den 1950er Jahren als medizinische Therapie anerkannt. (4) Eine überraschend große Vielfalt von Fachleuten des Gesundheitswesens integriert die Hypnotherapie in ihre Praxis: Psychologen, Psychiater, Berater für psychische Gesundheit, Ärzte, Anästhesisten, Krankenschwestern, Zahnärzte und Chiropraktiker.

selbsthypnose

Hypnose wird zum Abbau von Stress, zur Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens und zur Behandlung einer Vielzahl psychischer und neurologischer Störungen eingesetzt. Laut der Datenbank des National Institutes of Health wurden ca. 15.000 Studien zur Hypnose durchgeführt. Der Nutzen der Hypnose wurde für die folgenden Erkrankungen nachgewiesen: (5678)

  • Akute Schmerzen (einschließlich Entbindung)
  • Süchte
  • Allergien
  • Angststörungen
  • Asthma
  • Entbindung
  • chronische Schmerzen
  • Depressionen
  • dermatologische Störungen
  • gastrointestinale Störungen
  • Gewohnheitskontrolle
  • hoher Blutdruck
  • Verbesserung der Konzentration
  • Schlaflosigkeit und Schlafstörungen
  • Förderung des Gedächtnisses
  • Migräne
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Zwangsstörungen
  • Phobien
  • Folgen von Operationen
  • Raynaud-Syndrom
  • Sportliche Leistung
  • Problemen mit dem Selbstwertgefühl
  • Raucherentwöhnung
  • Stressabbau
  • Gewichtsabnahme

 

Hypnose zur Angst- und Stressbewältigung

Ein Überblick über die Forschung bestätigt den nachgewiesenen Nutzen der Hypnose bei allgemeinen Angststörungen und anderen Störungen in Bezug auf Stress. (9) Hypnose kann bei situativen Ängsten helfen, wie z.B. Angst vor öffentlichen Reden oder vor dem Ablegen von Prüfungen.

Auch für Menschen mit medizinischen Ängsten ist sie nützlich, wie Angst vorm Zahnarzt, Operationen, Chemotherapie oder anderen medizinischen Tests und Behandlungen. (10) Sie kam bereits erfolgreich bei einer langen Liste chronischer Erkrankungen zum Einsatz, die durch Stress verschlimmert werden können, wie Asthma, Bluthochdruck, Fibromyalgie, Spannungskopfschmerzen, Migräne, chronische Schmerzen, Essstörungen, Bruxismus und Reizdarmsyndrom.

 

Hypnose für ein besseres Ich

Hypnose ist nicht einfach ein Hilfsmittel, das man in der Hosentasche aufbewahrt und herauszieht, wenn man ein Problem hat. Diese Methode kann zur Verbesserung vieler Lebensbereichs eingesetzt werden. Am häufigsten wird sie von Menschen aufgesucht, die Gewicht verlieren, mit dem Rauchen aufhören, besser schlafen oder Stress abbauen möchten.

Aber genauso kann sie dabei helfen, die Produktivität und Konzentration zu steigern, das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu verbessern und Beziehungen zu fördern. Einige der erfolgreichsten und kreativsten Köpfe der Geschichte der Menschheit setzten Berichten zufolge Methoden der Hypnose ein, um ihren historischen Status zu erlangen, darunter Thomas Edison, Albert Einstein, Wolfgang Amadeus Mozart und Winston Churchill.

Sportlegenden wie Tiger Woods und das gesamte Basketballteam der LA Lakers nutzten Hypnose, um Spitzenleistungen zu erzielen. Mithilfe der Hypnose kannst du die Person werden, die du sein möchtest – glücklicher, gesünder und erfolgreicher.

 

Selbsthypnose: Wie man sich selbst hypnotisiert

Selbsthypnose wird oft mit Meditation verglichen, da beide einen ähnlichen Zustand erzeugen: Denken und mentale Aktivität werden geringer, während Entspannung und Konzentration zunehmen. Die Forschung zeigt, dass Hypnose ähnliche Effekte im sympathischen Nervensystem fördert. (11)

Aber die Hypnose geht noch einen Schritt weiter, indem sie diesen höchst beeinflussbaren Zustand nutzt, um deinen Verstand mit Methoden wie geführten Visualisierungstechniken, Affirmationen und NLP (Neurolinguistisches Programmieren) neu zu programmieren. Dabei stehen viele Arten der Selbsthypnose zur Auswahl.

Es gibt Selbsthypnoseskripte, die du entweder aus dem Gedächtnis ausführen oder deine eigene Stimme aufzeichnen und dieser folgen kannst. Alternativ gibt es voraufgezeichnete Selbsthypnosesitzungen, die du dir in Form von Audiodateien oder Selbsthypnose-Apps anhören kannst. Doch welche Selbsthypnosetechnik du auch anwenden magst, der Erfolg hängt von deiner Motivation und deiner Fähigkeit ab, dich zu entspannen und auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren.

 

Erste Schritte mit dieser einfachen Selbsthypnose-Anleitung

  1. Setze dich bequem mit den Füßen auf dem Boden und den Händen auf dem Schoß hin.
  2. Atme 3 Mal tief durch die Nase ein und durch den Mund aus.
  3. Schließe beim dritten Atemzug die Augen und atme weiter, wobei du dich tief auf deinen Atem konzentrierst.
  4. Zähle nun mit jedem Atemzug langsam von 10 bis 1 herunter.
  5. Denke nach jeder Zahl an das Wort “tiefer”, um dich in einen Zustand tiefer Entspannung zu versetzen.
  6. Nachdem du bei 1 angelangt bist, wiederhole eine positive, bestätigende Aussage zu dir selbst, für die du dich zuvor entschieden hast.
  7. Wiederhole diese Aussage zu dir selbst so lange, wie du möchtest – in der Regel ein paar Minuten lang.
  8. Wenn du fertig bist, setze dich einen Moment lang still hin und zähle dann langsam von 1 bis 5, wobei du visualisierst, wie die Energie in deinen Körper zurückkehrt.
  9. Öffnen deine Augen. Du bist fertig.

 

Tipps zur Selbsthypnose

Wenn du dir nicht sicher bist, welches Mantra du während deiner Sitzung verwenden sollst, kannst du mit dieser berühmten, allumfassenden Autosuggestion des französischen Psychologen Emile Coue nichts falsch machen:

„Jeden Tag, in jeder Hinsicht, werde ich besser und besser.“

Wie auch immer du dich für dein Mantra entscheidest, wiederhole es nicht einfach routinemäßig.

  • Konzentriere dich auf Intention und Emotionen.
  • Visualisiere die Ergebnisse vor deinem geistigen Auge.
  • Stelle dir vor, wie sich das Erreichen dieses Ergebnisses anfühlen wird.
  • Und formuliere es immer als eine positive Aussage.

Wenn du z.B. Selbsthypnose bei Angstzuständen anwendest, solltest du „Ich bin ruhig und entspannt“ wiederholen anstelle von „Ich bin nicht mehr gestresst und ängstlich“.

 

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Über Niels

Hey, ich bin Niels und Founder von Cloud Minded.

In den letzten 10 Jahren habe ich mich intensiv mit Ernährung, Fitness, Biohacking und Nahrungsergänzungsmitteln beschäftigt um meine Leistungsfähigkeit auf allen Ebenen zu verbessern. Auf Cloud Minded schreibe ich nun regelmäßig über diese Themen um meine Erkenntnisse mit euch zu teilen.

Let's improve - together!

Peace, Niels.

 
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