Burnout – Was tun?
Eine Frage, die viele umhertreibt heutzutage: Was tun bei Burnout? Dazu eine kleine Anekdote.
Ich kann mich an einen bestimmten Zeitpunkt in meiner Karriere erinnern, an dem die Dinge wirklich schwierig wurden. Ich meine es ernst, wirklich schwierig. Am Morgen an mein en Schreibtisch zu gehen, fühlte sich an wie eine Mammutaufgabe. Sobald ich es tatsächlich dorthin geschafft hatte, starrte ich minutenlang seelenlos auf meinen Laptop-Bildschirm und wollte irgendwie Leistungsfähig sein. Selbst wenn ich es schaffte, einige Dinge von meiner To-Do Liste zu streichen, fühlte es sich nicht gut an.
Es fühlte sich an als wäre ich in diesem Hamsterrad gefangen und es gäbe kein entrinnen. Ich habe vielen Freunden von meinem beruflichen Leid erzählt, und sie alle hatten die gleiche Antwort: “Klingt, als wärst du ausgebrannt. – Nein, das wird schon wieder, nicht so tragisch”, antwortete ich lässig. “Es hab in letzter Zeit viel zutun, aber das geht vorrüber. Ich werde mich schon wieder erholen.”
Burnout- Signale früh erkennen
Wie sicherlich so viele andere Leute, habe ich diese Warnsignale als normalen Arbeitsstress abgestempelt. Eine Prise Erschöpfung und gelegentliche Sorgen sind doch gewissermaßen ein Bestandteil des Arbeitslebens, vorallem wenn man sich hocharbeiten will, oder? Deshalb bekommt man doch einen Gehaltsscheck, dachte ich.
Spoiler-Alarm: Was ich empfand, war nicht wirklich gerechtfertigter Stress. Ich taumelte am Rande des ausgedehnten Burnouts, und (ironischerweise) brauchte es viel harte Arbeit und Gewohnheitsänderungen, um mich dort wieder rauszuholen. Die Erfahrung selbst war brutal, aber es hat mich auch erkennen lassen, dass es unglaublich schwierig ist, die Anzeichen von Burnout bei der Arbeit zu identifizieren und vom “normalen” Stress zu unterscheiden.
Trotz der Tatsache, dass “Burnout” zu einem Schlagwort geworden ist, ist es immer noch ein schwer greifbares Konzept. Deshalb, lass uns mal die Ärmel hochkrempeln und uns die Kernfrage stellen:
Wo liegt die Grenze zwischen normalem Stress und einem größeren Problem? Was tun bei Burnout?
Was ist Burnout.. wirklich?
Heute gilt es, laut der Weltgesundheitsorganisation, als:
“Syndrom, das sich als Folge von chronischem Arbeitsstress zeigt, welcher nicht erfolgreich bewältigt wurde”.
Die WHO betont, dass Burnout spezifisch arbeitsbedingt ist und sagt: “Es sollte nicht zur Beschreibung von Erlebnissen in anderen Lebensbereichen verwendet werden” – und zeichnet sich aus durch:
- Ein Gefühl der Erschöpfung oder Erschöpfung.
- Negativität oder Zynismus über die Arbeit
- Verminderte Effektivität bei der Arbeit
Diese neue Beschreibung spiegelt einige gemeinsame Themen wider, über die sich viele Forscher und Experten einig sind.
Was sind die Anzeichen von Burnout?
Sicher hast du eine grundlegende Vorstellung von Burnout und verstehst, dass es etwas ist, was länger als ein oder zwei Wochen anhält. Aber es kann immer noch eine Herausforderung sein, die Lupe auf sich selbst zu richten und zu erkennen, wann man sich direkt in Richtung Burnout bewegt.
Lass es dir von jemandem sagen, der schon mal dort war: Ich verstehe es total. Versuchen wir also, die Dinge so einfach wie möglich zu betrachten, indem wir uns einige der häufigsten und vorherrschenden Symptome von Burnout ansehen.
1. Du kannst dich nicht mehr für die Arbeit begeistern
Ein Anzeichen könnte sein, dass du einen starken Mangel an Interesse oder Begeisterung für deine Arbeit verspürst. Selbst die Projekte, welche einen früher erfüllten, lassen einen jetzt völlig erschöpft fühlen. Du fühlst dich vielleicht auch nicht mehr glücklich oder zufrieden, wenn es gut läuft und Erfolge erzielt werden.
Im schlimmsten Fall kann diese Haltung der Gleichgültigkeit über die Arbeit hinausgehen und dein Interesse an verschiedenen Aspekten deines Lebens außerhalb des Büros negativ beeinflussen.
2. Du hast aufgehört, dich anzustrengen
Dieser Mangel an Begeisterung führt oft direkt zu einer negativen und sogar apathischen Einstellung.
Du denkst dir vielleicht öfters: “Vieles davon ist mir einfach nicht mehr wichtig”.
Du denkst womöglich Dinge wie : “Okay, ich gehe zur Arbeit und ich werde die Aufgaben erledigen, die vor mir liegen. Aber ich werde mir sicher kein Bein ausreißen und nur das nötigste tun, bis ich endlich Feierabend habe.”
Menschen, die mit Burnout zu kämpfen haben, sind oft diejenigen, die einen Ruf als High-Performer haben, so dass diese Anzeichen von Burnout im Vergleich zu ihrem normalen Arbeitsansatz typischerweise einen starken Kontrast darstellen.
3. Deine Leistung leidet darunter
Wie zu erwarten ist, führt dieses Desinteresse an den täglichen Aufgaben oft zu schlechteren Leistungen. Denn ausgebrannte Menschen interessieren sich einfach nicht genug, um die Dinge gut zu machen.
Persönlich war dies eines der größten Warnsignale, mit dem ich am meisten zu kämpfen hatte. Normalerweise bin ich zielstrebig, meine Arbeit perfekt abzuliefern und Termine einzuhalten. Als meine Kollegen immer wieder auf Fehler hinwiesen und ich anfing Termine zu verpassen oder schlecht vorbereitet zu erscheinen, hätte ich merken müssen, dass etwas sehr faul ist.
4. Du bist total erschöpft
Müdigkeit und ein dauerhaftes Gefühl der Erschöpfung sind häufig genannte Indikatoren für Burnout. Du wirst nicht nur mit einem körperlichen Mangel an Energie beeinträchtigt, sondern kannst dich auch emotional erschöpft und leer fühlen.
Wenn also das tägliche Aufstehen aus dem Bett und der Gang ins Büro eine immer größer werdende Herausforderung darstellt, solltest du dir ernsthafte Gedanken um diese Orte machen und zum Beispiel über einen Jobwechsel nachdenken.
5. Du hast es mit körperlichen Beschwerden zu tun
Burnout hat nicht für viele nicht nur eine körperliche Äußerung. Es gibt jedoch trotzdem zahlreiche körperliche Beschwerden, die bei Burnout berichtet wurden, darunter:
- Schlaflosigkeit
- Brustschmerzen
- Kopfschmerzen
- Erhöhte Krankheit
- Herzklopfen
- Kurzatmigkeit
- Schwindel oder Ohnmacht
Natürlich könnte es auch eine Reihe anderer Erklärungen für diese Art von Schmerzen geben. Aber besonders wenn du sie zusammen mit den emotionalen Veränderungen, die oben besprochen wurden, erlebst, könnten sie als physischer Indikator für deinen Burn-out-Zustand gelten.
Du hast Burnout….was jetzt?
Okay, vielleicht erkennst du mehrere (oder sogar alle) dieser Anzeichen von Burnout bei dir selbst wieder. Und …was jetzt? Was kannst du tun, um zu verhindern, dass die Spirale sich weiter in den Abgrund dreht? Was tun bei Burnout?
Häufig wiederholte Ratschläge würden dir sagen, dass du dir eine Auszeit nehmen solltest. Es ist wahr, dass dir eine Pause zumindest ein wenig Luft zum Atmen geben kann. Aber in der Regel, wirkt es eher so gut, wie ein Pflaster zwei auseinander driftende Gletscher zusammenhalten kann. Anstatt nur auf Pause zu drücken und dich vorerst aus deiner Situation zu distanzieren, musst du etwas tun, um sie aktiv zu verändern.
Hierzu gibt es in der Regel 2 Ansätze:
- Die Änderung der Einstellung
- Das Ändern des Arbeitsumfangs
Um deine Einstellung zu ändern solltest du lernen, negative Gewohnheiten und Denkmuster zu erkennen und sie zu stoppen, wenn sie auftreten, zum Beispiel Gedanken wie: “Ich muss das perfekt machen, sonst bin ich ein Versager.” Löse dich von diesem Schwarz-Weiß und “Alles oder nichts” Denken.
Trenne dich vom Perfektionismus
Ab einem bestimmten Punkt liegt Perfektionismus nicht weit entfernt vom Burnout. Das Erkennen und Entfernen einiger dieser selbst auferlegten Belastungen kann dir also helfen, bei der Arbeit ein wenig leichter zu atmen (und hoffentlich etwas weniger Stress im Alltag zu haben).
Die zweite Änderung besteht darin, das Arbeitsvolumen zu reduzieren. Burnout kann passieren, wenn du einfach zu viel auf dem Tisch hast. In diesen Fällen musst du deine Last wirklich erleichtern. Wende dich an deinen Chef, um ein Gespräch darüber zu führen, dass du dich überarbeitet fühlst. Du musst mit Ihm/Ihr Wege finden, wie du eine vernünftigere Arbeitsbelastung angehen kannst, um wieder zu altem Glanz zurückzukehren.
Wie habe ich mich aus dem Loch befreit?
In meiner eigenen Situation habe ich schließlich (nach viel Überzeugungsarbeit meiner Freunde) einige meiner Kunden, die besonders viel Stress für mich verursacht haben, abgesägt, um etwas mehr Zeit für mich selbst zu gewinnen. Diese Aktion allein half, meine Angst und Stressgefühle zu verringern, mein Energieniveau zu erhöhen und mir zu helfen, mich zumindest ein wenig wieder wie mein altes Selbst zu fühlen.
Um dies alles mit dem Aspekt der “Änderung deiner Einstellung” zu verknüpfen, ist es letztendlich wichtig, dass du auch die Momente erkennst, in denen du “ja” oder “nein” sagen kannst. Wenn du weißt, dass du wirklich mal “Nein” sagen solltest, dann tu es auch. Wenn du deine Tendenz zur Überlastung erkennst, wirst du (hoffentlich) diese schlechte Gewohnheit nach und nach ablegen und diese Situationen der “Überladung” in Zukunft verhindern.
Hier ist eine Lektion, die ich auf die harte Tour lernen musste. Burnout ist schwer zu erkennen und geht nicht von alleine wieder weg. Nein, es wird nicht besser, weil du endlich eine neue Woche erreicht hast oder einen anderen Punkt auf deiner To-Do-Liste abgehakt hast. Das Identifizieren und dann das Behandeln von Burnout erfordert einige bewusste Überlegungen und Anstrengungen (was, wie ich weiß, so ziemlich das Letzte ist, woran man denken sollte, wenn man sich bereits erschöpft fühlt).
Eine letzte Sache, die mir klar wurde, war jedoch, dass ich letztendlich der Einzige war, der etwas gegen meine Situation unternehmen konnte. Ich musste das Ruder in die Hand nehmen und kontrollieren, was ich tue.
Ich freue mich, berichten zu können, dass ich das getan habe. Ich habe Burnout besiegt und kam auf der anderen Seite des Tunnels wieder heraus. Und mit Hilfe der obigen Ratschläge bin ich zuversichtlich, dass auch du das kannst.
Burisch, M.: Das Burnout-Syndrom, Springer Verlag, 4. Auflage 2010
Heinemann LV, et al. (2017). Burnout research: Emergence and scientific investigation of a contested diagnosis
Kaschka WP, et al. (2011). Burnout: A fashionable diagnosis.